Stressige Phasen im Leben kommen immer mal wieder vor und gerade dann ist es besonders wichtig, auf sich selbst zu achten – sowohl in körperlicher als auch mentaler Hinsicht. Um wieder ins Gleichgewicht zu kommen, können Helfer aus der Natur, die sogenannten Adaptogene, unterstützend zum Einsatz kommen.

Der sowjetische Pharmakologe Nikolai Wassiljewitsch Lasarew verwendete den Begriff „Adaptogene“ bereits zum ersten Mal im Jahr 1947 im Rahmen seiner Forschungen. Israel Brekhman („Vater der Adaptogene“), ebenfalls ein sowjetischer Pharmakologe, führte in den 1960er Jahren die Forschung weiter und untersuchte Pflanzen auf ihre adaptogenen Eigenschaften.

In den darauffolgenden Jahren stieg das Forschungsinteresse an Adaptogenen kontinuierlich an, weshalb inzwischen viele interessante Studien zur Wirkungsweise von unterschiedlichen adaptogenen Substanzen existieren. Auch in den Medien ist vermehrt über die Stresskiller zu lesen, weshalb es sich lohnt, diese näher zu betrachten.

Wie wirken Adoptogene?

„Adaptogen“ leitet sich von dem Wort „adaptieren“ ab, was auch so viel wie „anpassen“ bedeutet. Genau das können Adaptogene bewirken. Es handelt sich nämlich um Phytonährstoffe (sekundäre Pflanzenstoffe), die in Pflanzen, Kräutern sowie Gewürzen vorkommen, und den Körper dabei unterstützen, sich an Stresssituationen anzupassen. Sie können wie folgt dazu beitragen, das körperliche und seelische Gleichgewicht wieder herzustellen:

  • Regulierung der Stressantwort: Die Hypothalamus-Hypophysen-Nebennieren-Achse (HPA-Achse) schüttet bei Stress vermehrt das Stresshormon Cortisol aus. Hier können Adaptogene helfen, die Cortisolproduktion zu regulieren, wodurch verhindert werden kann, dass der Körper unter chronischem Stress leidet.
  • Förderung der Homöostase: Adaptogene unterstützen den Körper dabei, seine Homöostase (Balance) zu bewahren. Eine ihrer bemerkenswertesten Eigenschaften ist, dass sie genau das liefern, was der Körper in einer akuten Situation benötigt. Beispielsweise können die Pflanzenstoffe bei Müdigkeit Energie liefern sowie bei Überreiztheit und Ängsten beruhigende Effekte entfalten.
  • Verbesserung der Widerstandskraft: Durch ihre Wirkung auf verschiedene Systeme im Körper können Adaptogene die allgemeine Resilienz, also die Widerstandskraft gegenüber physischen und psychischen Stressoren verbessern. Der Körper ist dann besser in der Lage, mit Stresssituationen umzugehen, ohne dabei aus dem Gleichgewicht zu geraten.
  • Antioxidative und entzündungshemmende Eigenschaften: Adaptogene besitzen antioxidative und entzündungshemmende Eigenschaften und können somit dabei helfen, oxidative Schäden durch freie Radikale zu reduzieren, die durch Stress verursacht werden. Wiederum kann dieser antioxidative Effekt die Zellen schützen und deren Regeneration fördern.
  • Modulation von Neurotransmittern: Die meisten Phytonährstoffe können das Nervensystem sowie die Produktion von Botenstoffen wie Serotonin, Dopamin und GABA beeinflussen, die für die Stimmung, das Wohlbefinden und die Stressbewältigung wichtig sind. Auch hier können Adaptogene regulierend eingreifen.

Als Unterstützung nehmen Pflanzenstoffe mit adaptogener Wirkung eine bedeutende Rolle beim Kampf gegen den Stress ein, weshalb wir im Folgenden einige Stresskiller näher betrachten.

CBD als Stresskiller

Cannabidiol (CBD), das nicht berauschend wirkende Cannabinoid aus der Hanfpflanze, besitzt das Potenzial, das gesunde Gleichgewicht in unserem Nervensystem zu unterstützen. Indem es mit dem Endocannabinoid-System (ECS) – ein Teil des Nervensystems – interagiert, kann die pflanzliche Verbindung in der Lage sein, die Symptome von Stress zu lindern.[1]

Eine wichtige Eigenschaft von CBD ist, dass es die Produktion des Endocannabinoids Anandamid (N-Arachidonoylethanolamin) fördern kann. [2] Abgeleitet von dem Sanskrit-Wort "Ananda", was übersetzt "Glückseligkeit" oder "Freude" bedeutet, lassen sich hieraus schon die möglichen Effekte der körpereigenen Verbindung ableiten. Erhöht sich der Anandamid-Spiegel im Gehirn, kann dies die Stimmung positiv beeinflussen und für ein Entspannungsgefühl sorgen.

Oftmals ist Stress mit Angst verbunden. Wiederum kann Angst Stress auslösen. Auch diesen Teufelskreis kann CBD durchbrechen, da das Cannabinoid den Serotoninrezeptor 5-HT1A aktivieren kann. Hieran bindet sich auch das „Glückshormon“ Serotonin, wodurch angstlösende Effekte eintreten können.[3]

All dies lässt den Schluss zu, dass CBD die Stimmung regulieren, sowie das Wohlbefinden erhöhen kann und damit in stressigen Lebensphasen unterstützend zum Einsatz kommen kann.

Ginseng – König der Adaptogene

Der Ginseng wird seit Jahrtausenden in der traditionellen chinesischen und koreanischen Medizin verwendet. Am bekanntesten sind der Panax Ginseng (auch als koreanischer oder asiatischer Ginseng bekannt) sowie der Panax Quinquefolius (amerikanischer Ginseng), wobei der Name „Panax“ aus dem Griechischen übersetzt "Allheilmittel" bedeutet.

Die Inhaltsstoffe der Ginseng-Wurzel wie Ginsenoide, Polyacetylene und Phenole sorgen für die adaptogenen Effekte. Beispielsweise kann Ginseng das Hypothalamus-Hypophysen-Nebennieren-System (HPA) beeinflussen, aber auch das zentrale Nervensystem beruhigen. Das macht die Wurzel zu einem wichtigen Adaptogen.[4]

Rosenwurz für mehr Aktivität

Die Rosenwurz (Rhodiola rosea) ist eine sehr widerstandsfähige Pflanze und in Ländern wie Grönland, Nordskandinavien und Sibirien beheimatet. Ihren Namen verdankt das Dickblattgewächs ihrem Rosenduft, den die Wurzel verströmt, wenn die Wurzel angeschnitten wird. Hier ist besonders der Pflanzenstoff Salidrosid wertvoll, der den Auswirkungen von Stress wie Müdigkeit und Erschöpfung entgegenwirken und gleichzeitig die physische Verfassung verbessern kann.[5]

Ashwagandha zur Beruhigung

Ashwagandha (Withania somnifera) gehört zu den Nachtschattengewächsen und ist auch unter den Namen Schlafbeere oder indischer Ginseng bekannt. Seit Langem gehört Ashwagandha zu den wichtigsten Heilpflanzen des Ayurveda, der traditionellen indischen Heilkunst. Genutzt werden die Wurzeln und Blätter, weil sie die Pflanzenstoffe Withanolide enthalten. Diese sollen die Stressresistenz erhöhen sowie angstlösende und beruhigende Effekte entfalten können.[6]

Tulsi – Königin der Kräuter

In der Ayurveda-Medizin ist das indische Basilikum (Ocimum tenuiflorum) als Tulsi bekannt, was aus dem Sanskrit übersetzt „Heiliges Basilikum“ bedeutet. Wichtigste Inhaltsstoffe sind Eugenol, Phenole und Flavonoide, denen eine Antistress-Wirkung zugeschrieben wird.[7] Auch auf das Nervensystem sowie den Magen-Darm-Trakt soll sich das Königskraut beruhigend auswirken können.

Fazit zu Adaptogenen

Stress ist eine natürliche Reaktion des Körpers in bestimmten Situationen und nicht nur schädlich, da er dabei hilft, fokussiert und wachsam zu sein. Nimmt der Stress jedoch nicht ab und wird chronisch, kann er erhebliche negative Auswirkungen auf unsere Gesundheit haben, da der Körper in permanenter Alarmbereitschaft ist. Dieser Zustand kann das Immunsystem schwächen, das Risiko für Herz-Kreislauf-Erkrankungen erhöhen sowie psychische Erkrankungen wie Depressionen oder Angstzustände auf den Plan rufen. Zudem kann chronischer Stress zahlreiche weitere gesundheitliche Probleme verursachen, weshalb es enorm wichtig ist, Körper und Seele wieder ins Gleichgewicht zu bringen.

Hilfreiche Maßnahmen sind unter anderem regelmäßiger Sport, das Erlernen von Entspannungstechniken (z. B. Yoga oder Atemübungen) sowie eine ausgewogene Ernährung. Zur Unterstützung können Pflanzenwirkstoffe mit adaptogenen Eigenschaften zur Anwendung kommen. Diese können dem Körper auf vielfältige Art und Weise dabei helfen, wieder in Balance zu kommen. Gerade dann, wenn Entspannung gesucht wird, kann der natürliche Pflanzenstoff CBD ein hilfreicher Begleiter sein. Aber auch Adaptogene wie Ginseng, Rosenwurz, Ashwagandha und das indische Basilikum können die Stressreaktionen im Körper regulieren und dabei unterstützen, die schwierigen Zeiten zu überwinden.

Quellen und Studien

[1] Lutz B, Marsicano G, Maldonado R et. al, The endocannabinoid system in guarding against fear, anxiety and stress. Nat Rev Neurosci. 2015 Dec;16(12):705-18, Download vom 14.08.2024 von [Quelle]

[2] Henson JD, Vitetta L, Quezada M et. al, Enhancing Endocannabinoid Control of Stress with Cannabidiol. J Clin Med. 2021 Dec 14;10(24):5852, Download vom 14.08.2024 von [Quelle]

[3] De Gregorio D, McLaughlin RJ, Posa L et. al, Cannabidiol modulates serotonergic transmission and reverses both allodynia and anxiety-like behavior in a model of neuropathic pain. Pain. 2019 Jan;160(1):136-150, Download vom 14.08.2024 von [Quelle]

[4] Lee S, Rhee DK. Effects of ginseng on stress-related depression, anxiety, and the hypothalamic-pituitary-adrenal axis. J Ginseng Res. 2017 Oct;41(4):589-594, Download vom 14.08.2024 von [Quelle]

[5] Olsson EM, von Schéele B, Panossian AG, A randomised, double-blind, placebo-controlled, parallel-group study of the standardised extract shr-5 of the roots of Rhodiola rosea in the treatment of subjects with stress-related fatigue. Planta Med. 2009 Feb;75(2):105-12, Download vom 14.08.2024 von [Quelle]

[6] Andrade C, Aswath A, Chaturvedi SK et al., A double-blind, placebo-controlled evaluation of the anxiolytic efficacy ff an ethanolic extract of withania somnifera. Indian J Psychiatry. 2000 Jul;42(3):295-301. PMID: 21407960; PMCID: PMC2958355, Download vom 14.08.2024 von [Quelle]

[7] Sood S, Narang D, Thomas MK et. al, Effect of Ocimum sanctum Linn. on cardiac changes in rats subjected to chronic restraint stress. J Ethnopharmacol. 2006 Dec 6;108(3):423-7, Download vom 14.08.2024 von [Quelle]